Vom Schotter zur Autobahn

Früher war mir nicht klar, warum bei so vielen Klimademos immer wieder „System Change“ als zentrale Forderung aufkam. Ich dachte, es würde genügen, einige wirksame Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen – dann würde der Klimawandel schon in den Griff zu bekommen sein. Warum also ein Systemwandel?

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Unser aktuelles System sagt, dass der Abbau von Schotter in Wundschuh wichtiger ist als der Erhalt eines Waldes – eines Lebens-, Schutz- und Klimaregulierungsraums. Schotter hat laut System einen höheren Wert als der Wald: Grundbesitzer:innen, Ausbaggerer und Baufirmen verdienen daran. Die negativen Konsequenzen – der Verlust des Waldes und die fortschreitende Bodenversiegelung – treffen uns alle. Wir zahlen den Preis in Form von schlechterer Luft, mehr Lärm, extremerem Wetter sowie dem Verlust von Tier- und Pflanzenvielfalt.

Unsere Gesetze schützen die Profiteur:innen dieser Ressourcenausbeutung unter dem Deckmantel des „Allgemeinen Interesses“. Doch in Wundschuh haben Bevölkerung und Gemeindevertreter:innen klar gemacht, dass es nicht in unserem allgemeinen Interesse liegt, Wälder zu roden und Böden zu versiegeln. Solange unser System den Profit Weniger über die Interessen Vieler stellt, werden Klima-, Natur- und Umweltschutz immer nachrangig behandelt.
Jetzt verstehe ich, warum ein „System Change“ so dringend nötig ist – als Veränderung unseres Wertesystems, die sich auch in unseren Gesetzen widerspiegeln muss. Das „Allgemeine Interesse“ sollte auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ausgerichtet sein, nicht auf das Gewinnstreben Einzelner. Dafür braucht es auch ein neues Bewusstsein: Mehr ist nicht immer besser. Mehr Profit ist nicht immer besser, mehr Schotter auch nicht – schon gar nicht, wenn damit noch mehr Autobahnspuren und mehr Verkehr entlang unseres Ortes gebaut werden.